Samaneri-Ordination in der Anenja Vihara
7. Februar 2021
Am 28. Januar 2021 fand in der Anenja Vihara, einem Trainingskloster für buddhistische Nonnen im Allgäu, die zweite Samaneri-Ordination innerhalb von zwei Monaten statt. In einer etwa einstündigen Zeremonie, die fast vierzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer an verschiedenen Orten der Welt per Videokonferenz verfolgen konnten, wurde die bisherige Anagarika zur Samaneri Jutindhara geweiht und ist damit die letzte der fünf Lernnonnen der Anenja Vihara, die diesen Schritt vollzogen hat.
Erst im Dezember hatte Samaneri Saccika diese Weihe erhalten. Ayya Phalanyani, die Äbtissin des Klosters, hat sich damit nun verpflichtet, fünf Lernnonnen so lange zu begleiten, bis in etwa vier Jahren auch die letzte von ihnen als Bhikkhuni auf eigenen Füßen stehen kann.
Nach einem einjährigen Probejahr als Anagarika – Anwärterin oder Hauslose – ist die Samaneri-Weihe zur Novizin in der Theravada-Tradition der zweite Schritt hin zur Ordination als vollordinierte Bhikkhuni. Äußerlich sichtbar wird dies durch den Wechsel von der weißen Kleidung hin zur bräunlichen Robe. Damit ist eine Samaneri äußerlich nicht mehr von einer Bhikkhuni zu unterscheiden, erklärte Ayya Phalanyani, die der Zeremonie vorstand und den Gästen an den Bildschirmen immer wieder Erläuterungen zum Geschehen auf Deutsch und Englisch gab. Für die nun folgende zweijährige Übungszeit als Samaneri gelten zehn Trainingsregeln, im Unterschied zur Anagarika ist die Regel hinzugekommen, kein Geld mehr zu handhaben. Diese Regel anzunehmen ist ein sehr bedeutender Schritt, denn sie führt dazu, dass eine Samaneri sich ab sofort davon abhängig macht, dass die Laienanhänger:innen alles für sie übernehmen, was mit Geld zu tun hat, wie zum Beispiel die Krankenversicherung zahlen oder auch nur das Busticket. Nach zwei Jahren als Samaneri kann die Novizin um die Bhikkhuni-Ordination bitten.
Die Anenja Vihara ist das einzige Trainingskloster für buddhistische Frauen in der Theravada-Tradition in Deutschland. Hier fand auch im Jahr 2015, unter der damaligen Äbtissin Ayya Sucinta, die erste Bhikkhuni-Ordination in der Theravada-Tradition, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa statt. Die Bhikkhuni-Ordination ist noch immer etwas so Besonderes, weil der Nonnenorden in der Theravada-Tradition seit mehr als tausend Jahren als ausgestorben galt und erst seit etwas mehr als zwanzig Jahren wiederbelebt wurde. In einigen buddhistischen Mutterländern stößt die Voll-Ordination von Frauen auf heftige Ablehnung, in Myanmar ist sie sogar verboten und in Thailand wehren sich die etablierten Orden vehement dagegen. In anderen Ländern, zum Beispiel in Sri Lanka, werden seit einiger Zeit wieder Bhikkhunis ordiniert. Auch im Westen wächst die Zahl der buddhistischen Nonnen.
Als zweite Säule der vierfachen Gemeinschaft aus Mönchen, Nonnen, Laienanhängern und Laienanhängerinnen trägt der Bhikkhuni-Orden zur Stabilität der Lehre bei und es ist ein wahrer Glücksfall, dass in Deutschland nun eine solide Grundlage für die Nonnen zu entstehen scheint. Das Anenja Vihara ist das einzige Nonnenloster in Deutschland, in dem Bhikkhunis ausgebildet werden, aber mit dem Dhammanikhom und dem Sirisampanno-Kloster etablieren sich aktuell zwei weitere, relativ neue Klöster in denen buddhistische Nonnen in der Theravada-Tradition in Deutschland leben.
Wir haben das Glück, drei persönliche Berichte von den Nonnen der Anenja Vihara erhalten zu haben, die einen lebendigen Einblick in die Lebenswege und Ziele der Nonnen geben.
Erste Bhikkhuni-Ordination in Deutschland und in Indonesien, Buddhismus aktuell 4/2015
Website des Anenja Vihara